@Veit Mette
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5. Februar 2016

Integration beginnt bei den Kleinsten

Flüchtlingskinder so schnell wie möglich in Kitas!

Zurzeit wird in Deutschland leider noch zu wenig darüber diskutiert, wie die mehr als eine Million Flüchtlinge in Deutschland gut integriert werden können. Diese Diskussion geht unter, denn es dreht sich alles um die politischen Maßnahmen zur Begrenzung der Flüchtlingszahlen nach Deutschland und Europa.

Ich bin überzeugt, dass wir alle uns jetzt darüber Gedanken machen müssen, wie die Integration der Flüchtlinge, die bei uns bleiben werden, schnell und unbürokratisch erfolgen kann. Für eine „gelingende“ Integration ist eines vor allem von enormer Bedeutung: Kinder und Jugendliche aus Flüchtlingsfamilien müssen so bald wie möglich ins deutsche Bildungssystem integriert werden.

Beispiel Kita:

Die Kinder lernen dort im tagtäglichen Umgang mit anderen Kinder die deutsche Sprache (übrigens viel schneller als durch separate Sprachkurse), kommen in einer Gemeinschaft an, gewinnen neue Freunde und können Vertrauen neu aufbauen. Auch die Eltern der Flüchtlingskinder erleben durch die Einbindung in das „System Kita“ soziale Unterstützung und Gemeinschaft mit anderen Eltern. Neue Kontakte und Freundschaften können sich anbahnen. Erzieherinnen und Erziehern können bei der Vermittlung zu anderen Hilfsangeboten vermitteln.

Integration von beiden Seiten

Manche einheimischen Eltern haben die Befürchtung, dass ihre Kinder weniger gute Rahmenbedingungen vorfinden, wenn zu viele Flüchtlingskinder in deutsche Kitas aufgenommen werden. Sie befürchten, dass die Qualität der Kita-Erziehung leiden wird, z.B. weil eine Erzieherin nun für mehr Kinder verantwortlich ist als vorher. Hier muss Politik und Verwaltung klar machen, dass die Integration von Flüchtlingskindern nicht auf Kosten der Einheimischen geht. Die Politik muss jetzt konkrete Pläne vorstellen und Investitionen in Kitas in Aussicht stellen.

Mein Eindruck ist aber, dass den meisten einheimischen Eltern klar ist: Integration ist ein beidseitiger Prozess. Auch sie wollen und können ihren Beitrag für eine frühe und „gelingende“ Integration leisten. Nicht nur die Flüchtlingsfamilien profitieren von der Integration ihrer Kinder in die Kitas: Auch die „deutschen“ Kinder und Eltern gewinnen viel dazu. Indem sie Kontakt aufbauen zu den Flüchtlingen, ihnen ihre Hilfe anbieten und sie in ihre Gemeinschaft aufnehmen.

Flüchtlingskinder in Kitas – aktueller Stand

Wie viele Flüchtlingskinder derzeit schon in den Kommunen einen Kita-Platz haben: darüber gibt es keine aktuellen Zahlen. Eine Umfrage in Berlin hat ergeben: gerade einmal 6% aller Flüchtlingskinder in Berlin besuchen eine Kita. Angesichts der unklaren Aufenthaltsdauer geht hier wertvolle Zeit verloren, gerade wenn es um den Spracherwerb geht.

Für die Kommunen ist es eine immense Herausforderung, ausreichend viele Plätze zur Verfügung zu stellen und dabei die Qualität der Betreuung nicht aus den Augen zu verlieren.

Schon bis zum 8. Dezember letzten Jahres wurden offiziell mehr als eine Million Flüchtlinge in Deutschland neu registriert. Laut Bundesinnenministerium ist etwa jeder siebte Flüchtling, der gegenwärtig nach Deutschland kommt, jünger als 6 Jahre. Klar ist: Es gibt nicht genügend Kita-Plätze. 68.000 neue Kita-Plätze werden laut Bundesfamilienministerin aufgrund des Flüchtlingszustroms kurzfristig benötigt. Und diese Einschätzung stammt vom September letzten Jahres. Mittlerweile sind viele weitere Familien mit kleinen Kindern nach Deutschland gekommen.

Die rechtliche Lage

Der Zugang zu Kitas gestaltet sich in der Praxis oft als schwierig. Obwohl Kinder von Asylbewerber- und Flüchtlingsfamilien denselben Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz haben wie alle Kinder: vom vollendeten ersten Lebensjahr in der Krippe bis zum Ende der 4. Klasse im Hort. Auch darüber hinaus, wenn die familiäre Situation oder eine besonderer Erziehungsbedarf eine Betreuung erfordert. Eltern von Flüchtlingskindern können einen Kita-Platz für ihre Kinder beantragen, wenn sie in einer Kommunen offiziell gemeldet sind. Einzige Voraussetzung: mindestens dreimonatiger Aufenthalt in Deutschland bevor die Kitaplatz-Vergabe möglich ist. Im letzten Kita-Jahr besteht die Pflicht zur Annahme von Sprachlernangeboten. Da Flüchtlinge in aller Regel nicht erwerbstätig sind, besteht nur ein Rechtsanspruch auf einen Halbtagsplatz.

Kindertagesbetreuung – Eine kommunale Aufgabe

Kindertagesbetreuung ist eine kommunale Aufgabe. Die Kommunen werden dabei vom Bund und von den Ländern finanziell unterstützt. Die Kommunen stehen vor der besonderen Herausforderungen: sie müssen unterschiedliche Nationen, Kulturen, Sprachen sowie teilweise traumatisierte Kinder berücksichtigen. Manche Kommune stellt für diese besonderen Anforderungen zusätzliche Mittel bereit: z.B. für mehr Personal in den Kitas, für Fortbildungen des Kita-Personal. Planungssicherheit gibt es nicht, denn keiner kann zurzeit abschätzen, wie viele Flüchtlingsfamilien tatsächlich in Deutschland bleiben dürfen und werden.

Gemeinsame Initiative

Der Bund und die Länder unterstützen den Ausbau der Kita-Betreuung schon seit Jahren. Zusätzliche Initiativen kommen dieses Jahr noch dazu: „KitaPlus“, „Sprach-Kitas“ und das „Aktionsprogramm Kindertagespflege“. Diese Programme berücksichtigen aber noch nicht die neuen Herausforderungen im Zusammenhang mit der Integration und Förderung von Flüchtlingskindern. Dies soll erst bis Ende des Jahres von einer Arbeitsgruppe aus Vertretern von Bund, Ländern und Kommunen erarbeitet werden. Neben den notwendigen langfristigen Programmen ist jetzt aber vor allem eine schnelle und unbürokratische Integration gefragt.

Die Kommunen planen heute schon ganz konkret die Integration der Flüchtlingskinder in die Kitas. Häufig erhalten Flüchtlingskinder zunächst Plätze in kommunalen Kitas. Die Lasten müssen aber gleich verteilt werden: Alle Kita-Träger sind gefragt: die katholischen, evangelischen Kitas, die Kitas, die unter der Trägerschaft der freien Wohlfahrtspflege stehen und auch die Elterninitiativ-Kitas.

Chancen jetzt nutzen!

Die Flüchtlinge haben keine große politische Lobby. Sei sind darauf angewiesen, dass verbindliche Regelungen eingeführt werden und die Verantwortlichen in den Kommunen und in den Ländern jetzt handeln und gute Rahmenbedingungen schaffen. Wir dürfen die Chance, die die frühe Integration in die Kita und auch in andere Bildungseinrichtungen mit sich bringt, nicht verstreichen lassen! Keine Frage ist dies mit großen Anstrengungen verbunden – nicht nur auf Seiten der politisch Verantwortlichen, sondern auch und vor allem auf Seiten der aller beteiligten Familien (der Flüchtlingsfamilien und der deutschen Familien) und der pädagogischen Fachkräfte.

Ich hoffe, dass wir alle gemeinsam die Anstrengung unternehmen, den Flüchtlingseltern mit ihren Kindern vorurteilsfrei zu begegnen und sie bei der Integration in die Kitas zu unterstützen.

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