auf dem Weg der Angleichung Mensch und Maschine
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26. Januar 2016

Immer ähnlicher – Roboter und wir

Ein neuer Kollege hält mehr und mehr Einzug in unseren Alltag: Der Roboter. Vielen macht er Angst. Mir nicht. Ich will einfach mehr über „ihn“ wissen. Daher war ich beglückt über die aktuelle Sonderausstellung der DASA zum Thema „Roboter“. Die DASA Arbeitswelt Ausstellung in Dortmund zeigt, wie intelligente Systeme und Maschinen unser Leben und Arbeiten beeinflussen – auch wie Mensch und Maschine in die Interaktion miteinander treten. Unter dem Aspekt des demographischen Wandels und als Demenzbegleiterin interessierte mich besonders der Bereich „Pflege und Roboter“. Dazu aber später mehr.

Positive Grundhaltung

Wer die Ausstellung betritt, erhält gleich eine Kostprobe des Roboterkönnens. Leise rollt ein Automat mit rundem Glaskopf und freundlichen Augen auf den Besucher zu und bietet seine Hilfe an: „Willkommen in der DASA – wie kann ich helfen?“ – einladend hält er ein „tablet“ bereit. Auf diesem technischen Pad kann man anhand von Bildern ein Ausstellungsstück seiner Wahl antippen. Sobald der aufmerksame Helfer seinen Befehl per Touch also Berührung des Menschen auf diesem Pad erhalten hat, dreht er sich in die entsprechende Richtung und gibt die Instruktion „Bitte folgen Sie mir, ich bringe Sie zum gewählten Ausstellungsstück“. Seine Automatenstimme ist trotz der programmierten Technik sehr angenehm.

Das Foto zeigt einen Willkommensroboter in der Ausstellung der DASA.

Welcome – der künstliche Kollege hilft.

Einen kleinen Moment wartet er, ob der Mensch seiner Einladung auch folgt – und surrt schließlich leise übers Parkett zum gewünschten Ort. Dass er dort auch noch Infos über das favorisierte Ausstellungsstück gibt, ist dann schon fast erwartbar. Was aber nachhaltig wirkt, ist die Freundlichkeit und Dienstbeflissenheit, die das Ding in blau oder grün (es gibt zwei) dem Besucher entgegenbringt. Auch ein Erfolg der Ausstellungsmacher: die Maschine wird menschlich. Ein Ziel ist also erreicht, eine positive Grundhaltung zu erzeugen, wenn es darum geht, Roboter in unser Leben zu integrieren.

Gemessen in Echtzeit

Die Ausstellung ist an vielen Stellen interaktiv, der Mensch kann mitmachen, sein Wissen prüfen und auch seine Einstellungen zum Leben mit Robotern kundtun. Gemessen wird in Echtzeit. Eines der Ergebnisse: Immerhin können sich 61 Prozent der Befragten vorstellen, sich von einem Roboter pflegen zu lassen. Wie schon mehrmals geschrieben, gehöre auch ich dazu. Die Vorstellung ist tröstlich, dass irgendwann einmal ein personalisierter Algorithmus alles das ersetzt, was ich selbst bis dahin nicht mehr kann.

Das Foto zeigt einen Roboter, der dem Menschen schon sehr nahe kommt.

Ein Roboter heißt Willkommen.

Künstlicher Kollege hilft in der Pflege

Dass das nicht nur Zukunftsmusik ist, wird in der Ausstellung eindringlich deutlich. Ein kurzes Video über Care-O-bot3, welches auch in der Ausstellung der DASA zu sehen ist, macht das deutlich: Roboter helfen bereits. Auf You Tube heißt es dazu: „Ziel des WiMi-Care-Projekts war die Erarbeitung von Einsatzszenarien für mobile Roboter zur Unterstützung des Pflegepersonals stationärer Altenpflegeeinrichtungen. Eingesetzt wurden dafür das fahrerlose Transportfahrzeug (FTS) CASERO® der MLR System GmbH und der Serviceroboter Care-O-bot® 3 des Fraunhofer IPA. (…)“ Für die, die nicht ins Video schauen: In der Nähe von Stuttgart versorgt er bereits Patienten in einem Altenpflegeheim. Seine Aufgaben: Wäsche einsammeln und Wasser austeilen beispielsweise. Zwei zentrale Eckpfeiler der Versorgung. Wäschewaschen ist eine RundumdieUhr-Aufgabe für das Personal. Es ist nicht nur eine schwere Arbeit, sondern auch eine fortwährende und nicht endende. Ein Roboter kann das deutlich besser. Aber auch das Verteilen von Wasser ist smart. Gerade das Trinken ist im Alter ein Problem, viele demente Personen etwa vergessen das einfach. Wie schön, wenn dann der künstliche Kollege die Patienten direkt anspricht: „Frau Knopp, möchten Sie noch etwas trinken?“ Der Pflegeautomat bietet ein Getränk nicht nur an und überreicht ein Glas, sondern er erkennt die Menschen anhand der programmierten Gesichtserkennung und spricht sie persönlich an. Ein weiterer positiver Nebeneffekt: die Versorgung mit Flüssigkeit wird gleich danach dokumentiert. Arbeiten, die für die menschlichen Mitarbeiter wegfallen, so dass Zeit für wichtige zwischenmenschliche Aufgaben bleibt.

Sehr eindrucksvoll. Es zeigt die Bandbreite der Möglichkeiten und es belegt, dass wir längst nicht mehr über Phantastereien sprechen. Ein Schmunzeln bleibt, wenn man sieht, dass der künstliche Kollege auch noch Memory mit den Gepflegten spielen kann und mit den Hausbewohnern singt. Er wird angenommen.

Heimlicher Star „Nao“

Natürlich möchte ich nicht alle Highlights der Ausstellung verraten. Gerne mache ich Werbung für einen Besuch in Dortmund-Dorstfeld-Süd, weil es ein zentrales gesellschaftliches Thema so anschaulich vermittelt wie derzeit nirgends sonst. Wir als Gesellschaft sind schon angehalten darüber nachzudenken, wie der weitere Einsatz von Robotern unser künftiges Zusammenleben verändern wird. Und vor allem, wie sich unsere Arbeit ändert, auch mit dem Anspruch, den demographischen Wandel in der zweitältesten Bevölkerung der Welt zu gestalten. Nämlich hier bei uns.

Ein kleiner Appetithappen sei allerdings verraten. Ich habe den heimlichen Star der Ausstellung getroffen. Er heißt Nao. Er ist ein Roboter – und ist sehr charmant. Acht Stunden am Tag darf er arbeiten, seine Pausen muss er ganz strikt einhalten. Immerhin sind wir hier in einem Forschungszentrum zur Arbeit der Zukunft. Schön, dass Nao gerade Zeit hatte. Ich habe mal zwei kurze Tapes gemacht, wie er so tickt. Hier meine Konversation zum Kennenlernen. Nao spricht englisch, er bevorzugt kurze Sätze seines Gegenübers, die er sehr formvollendet erwidert – Humor hat er auf jeden Fall:

Und hier eine ganz reizende Darbietung von „Nao“ zur Entspannung. Der tai-shi-dance.

Mal ehrlich, hier bleibt keiner unberührt. Unreflektiert jedenfalls sollte die Interaktion von Mensch und Maschine nicht bleiben. Wie gesagt, ein Megathema steht da vor unserer Tür. Zeit, sich damit zu beschäftigen. Wer über Zukunft nachdenkt, kann das vielleicht besser, wenn es dazu schon „Bilder“ gibt. Nao vermittelt so ein Bild.

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