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nichts ist schneller als Licht
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9. November 2015

Die digitale Region

Bayerisches Breitbandforum 2015 – Die digitale Region

In der letzten Woche war ich als Referentin zu Gast auf dem Bayrischen Breitbandforum. Tagungsort war die Stadthalle in Neusäß, wenige Kilometer in der Nachbarschaft von Augsburg gelegen. Eingeladen hatte die Bayerische GemeindeZeitung unter dem Motto „Die digitale Region“.

Das Foto zeigt Teilnehmer an einer Diskussionsrunde zu Breitbandversorgung in der digitalen Region.

Diskussion zur digitalen Region

Während meine Mitdiskutanten eher die technischen und finanzpolitischen Aspekte beleuchteten, war mein Part, den Gedanken von #SmartCountry zu erläutern.

SmartCountry

„Was ist denn SmartCountry und was machen Sie als Stiftung in dem Feld?“, fragte Christian Sachsinger vom Bayrischen Rundfunk. Eine schnelle erste Antwort darauf lautet: Die Bereitstellung von „schnellem Internet“ ist eine zentrale Aufgabe der Daseinsvorsorge. Und aus dem Wegweiser Kommune heraus ist es uns ein Anliegen, den kommunalen Entscheidern Handlungsempfehlungen an die Hand zu geben, wie sie ihre Kommune zukunftsfähig aufstellen können, um die Daseinsvorsorge der Menschen zu gewährleisten. Ein zentraler Aspekt dabei ist mittlerweile die Versorgung mit schnellem Internet als künftige zentrale Lebensader. Es ist daher grundsätzlich eine kommunale Aufgabe der politischen Entscheider, diese Versorgung sicherzustellen und auch die Fragen der Finanzierung in den Blick zu nehmen sowie die rechtlichen Fragen zu klären. SmartCountry bedeutet an der Stelle: auch den ländlichen Raum so mit digitalem Zugang zu versorgen, dass diese Regionen weiterhin umfassend am Leben teilhaben können.

Bevölkerung 2030

Wir knüpfen hier an unsere Bevölkerungsvorausberechnung für 2030 an, die wir in diesem Sommer veröffentlicht haben. Diese zeigt „bundeslandkonkret“, wie sich die Bevölkerung verändert.

Wichtige Ergebnisse waren hier:

  • der demographische Wandel verstärkt die Unterschiede zwischen Stadt und Land.
  • Deutschlands Bevölkerungsstruktur wird sich in den kommenden Jahren spürbar verändern.
  • Das Durchschnittsalter steigt.
  • Der Pflegebedarf nimmt zu.
  • Während die Städte eher wachsen, dünnt der ländliche Raum weiter aus.
  • Die Kommunen stellt das vor ganz unterschiedliche Herausforderungen.

Digital ist Zukunft

Aus dieser Situationsbeschreibung heraus wird klar: der ländliche Raum muss ans schnelle Netz, um die digitalen Möglichkeiten für sich überhaupt in den Blick zu nehmen. Ziel dabei ist: zukunftsfähig zu bleiben, ein Lebens-, Wohn- und Arbeitsraum zu bleiben, künftig auch Chancen umzusetzen, die sich aus den neuen Lebensformen überhaupt erst noch ergeben werden. (Hier sei kurz auf Arbeit 4.0 hingewiesen oder auch auf das zunehmende digitale „Fernsehen“.)

Diese digitale Infrastruktur wird von Bundesland zu Bundesland und auch von Kommunen zu Kommune unterschiedlich angelegt. Dabei ist die Diskussion über eine moderne und zukunftsfähige Infrastruktur mit digitaler Technik in den Kommunen gerade erst erwacht, erreicht aber die Kommunen in Deutschland schon mit aller Wucht. Viele Kommunalpolitiker machen sich jetzt auf den Weg und informieren sich über ihre Möglichkeiten – und vor allem über die Notwendigkeit, den Anschluss nicht zu verpassen.

Obwohl die Versorgung regional sehr unterschiedlich ausfällt, ist allen Beteiligten klar: Nur ein flächendeckender hochbitratiger Breitbandanschluss ist zukunftsfähig und ist bereits jetzt ein echter Standortfaktor. Viele Menschen, viele Unternehmen fragen, wenn sie sich niederlassen wollen, bereits heute als erstes, wie gut die Internetversorgung aussieht. Ist die schlecht, bleibt die nächste Generation diesen Orten der weißen Flecken fern.

Kein 2-Klassen-Netz

Die Anstrengung der Bundesregierung, bis 2018 flächendeckend ein schnelles Netz zu ermöglichen, ist bisher lediglich eine Ankündigung. Wie die Bemühungen im Einzelfall in der Realität aussehen, unterscheidet sich wie gesagt in ganz Deutschland. In Bayern wähnt man sich schon recht weit. Die Gefahr liegt aber auf der Hand, dass es schnell zu einer Zwei-Klassen-Versorgung kommen kann: hier langsames Netz, dort schnelles Netz, weil sich unterschiedliche Versorger mit unterschiedlichen Konzepten ans Werk machen. Dabei ist schon jetzt absehbar, dass die geplante Mindesversorgung mit 50 mbit schon in drei bis fünf Jahren nicht mehr ausreichen wird. Der Datenhunger in der Gesellschaft wächst nachweislich exponentiell.

Demographie und Digitales

In meinem Beitrag habe ich kurz die Möglichkeiten der Breitbandnutzung skizziert, die alle Lebensbereiche umfassen: ein wichtiger Baustein aus der Sicht der Demographie ist hier etwa die Pflege, die künftig durch digitale Hilfsmittel ermöglicht wird. Ich habe von Roboter Flobi“ und von „Kogni Home berichtet, also von einem mitdenkenden Zuhause, welches durch künstliche Intelligenz so ausgestattet ist, dass es multiple erkrankten Älteren ein längeres Verbleiben zuhause ermöglicht.

Dem Publikum in Bayern war der demographische Faktor geläufig: auch in Bayern wachsen die großen Städte, der ländliche Raum dünnt aus. 2030 wird die Stadt Bad Füssing die Stadt mit den ältesten Einwohnern sein, so sagt es unsere Prognose. Die Beschreibung von Flobi und Co. als digitale Ideen für die Gestaltung des demographischen Wandels fielen also auf fruchtbaren Boden.

Nicht ohne…

Die zahlreichen Vertreter der Kommunen fühlten sich übrigens deutlich abgeholt, als der Sprecher des Brekoverbandes Dr. Stephan Albers betonte, ein Erfolgskriterium für eine gute Versorgung mit Breitband laute: „Nicht ohne meinen Bürgermeister“. Das heißt: diese Entscheidung über eine zukunftsfähige Breitbandversorgung muss Chefsache sein – oder werden.

Der Moderator fragte mich daraufhin: Warum die Bürgermeister sich gerade jetzt mit dem Thema befassen müssten. Meine Antwort war ziemlich konkret: „Weil die Bürgermeister jetzt grad die Schüppe in der Hand halten und darüber entscheiden, ob und wie gut die Kommunen künftig mit High-Speed-Internet versorgt sein werden. Sie werden sich noch in zehn Jahren daran messen lassen müssen, ob sie heute die richtige Entscheidung getroffen haben oder nicht.“ Auch wenn hier viel Investition unter der Erde verschwindet, ist es richtig, hierin zu investieren.

Licht war damals, heute ist es Netz

Vor hundert Jahren haben viele Stadtväter auch dafür entschieden, sich ans elektrische Licht anschließen zu lassen und haben für eine gute Grundlagen-Infrastruktur in den Städten gesorgt. Damals wusste man noch nicht viel mehr mit Licht anzufangen als Schalter für Lampen ein- und auszustellen. Die Möglichkeiten für Strom haben sich erst durch die Zeit ergeben. Gleiches gilt heute fürs Netz: je besser die Ausstattung, desto mehr Möglichkeiten kann man für sich nutzen. Auch im SmartCountry, also im ländlichen Raum, der an diese  digitale Ader angeschlossen ist. Die Grundlage dafür wird jetzt geschaffen. Die Ideen kommen dann einen Augenblick später, aber sie kommen – und das macht SmartCountry aus.

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