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29. März 2016

Alles eine Typfrage?

Jede Kommune ist anders und doch gibt es Gemeinsamkeiten: in der demographischen Entwicklung, in der sozialen und wirtschaftlichen Ausgangslage oder im regionalen Umfeld. Neun Demographietypen führen Städte und Gemeinden auf der Basis von ähnlichen Kennzahlenausprägungen in Gruppen zusammen. Je Typ werden Herausforderungen, Potenziale und konkrete Handlungsansätze beschrieben als Basis für die weitere individuelle Stadtentwicklung.

Typberatungen liegen im Trend – ob es um Mode, Persönlichkeiten, Frisuren oder Farben geht. Auch bei der Stadtentwicklung ist die Frage des Typs nicht unerheblich. Die aktuellen Herausforderungen sind für alle Kommunen die gleichen: ob Digitalisierung oder demographischer Wandel, ob steigende Flüchtlingszahlen oder die zunehmende regionale und soziale Spaltung unserer Gesellschaft. Was sich zwangsläufig unterscheiden muss, sind die Strategien zum Umgang mit diesen Herausforderungen sowie die Priorisierung der verschiedenen Handlungsansätze und Maßnahmen.

Neun Demographietypen

Im Rahmen der jährlichen Wegweiser-Aktualisierung wurde nun auch die Gemeindetypisierung auf Basis der 2013er Daten neu erarbeitet. Mit Hilfe einer Faktorenanalyse wurden in einem ersten Schritt charakteristische Ausprägungen ausgewählter sozio-ökonomischer und demographischer Indikatoren analysiert und zu zwei Faktoren – „soziodemographischer Status“ sowie „Urbanität/Wirtschaftsstandort“ – aggregiert. Anschließend wurden mit Hilfe dieser Faktoren und unter Einsatz eines Typisierungsverfahrens rund 3.000 Kommunen mit mehr als 5.000 Einwohnern zu insgesamt 9 Demographietypen zusammengefasst.

Ziel des Verfahrens ist es, Kommunen so zu Gruppen zusammenzufügen, dass Unterschiede zwischen den Kommunen eines Typs möglichst gering sind, die Unterschiede zwischen den Typen aber möglichst groß.

Typ 1: Stabile ländliche Städte und Gemeinden

Hier und heute soll es um den ersten Demographietyp gehen, dem insgesamt über 600 Kommunen zugeordnet sind. Fast 7 Millionen Menschen (d.h. etwa 10 Prozent der Bevölkerung) leben in überwiegend wirtschaftlich und demographisch stabilen ländlichen Räumen. Viele der Kommunen liegen in Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Bayern und Niedersachsen und weisen folgende Charakteristika auf:

  • überwiegend kleine Städte und Gemeinden
  • seit Jahren stabile Einwohnerzahlen durch Zuwanderung von Familien
  • Hohe Abwanderung junger Menschen

Die Kommunen des Typs 1 werden auch weiterhin von ihrer Lage in wirtschaftlich und demographisch stabilen Räumen profitieren. Dennoch müssen sie mit Stagnation oder Rückgang der Einwohnerzahlen und vor allem deutlichen Veränderungen der Bewohner- und Haushaltsstruktur rechnen. Und sie müssen sich dem steigenden Wettbewerb um junge und qualifizierte Einwohner stellen und auf die sinkende Zahl an Kindern, Jugendlichen, jüngeren Erwachsenen einstellen sowie auf die steigende Zahl älterer und vor allem hochbetagter Menschen.

Selbst für die wenigen, noch wachsenden Kommunen wäre es kurzsichtig, sich dem Handlungsdruck zu entziehen. Auch sie werden die Folgen sich ändernder Alters- und Haushaltsstrukturen spüren. Vor diesem Hintergrund sind die Städte und Gemeinden mit einer Reihe von Herausforderungen konfrontiert:

  • planvolle Gestaltung des demographischen Wandels
  • Sicherung bedarfsgerechten Wohnraums
  • Anpassung der Siedlungsentwicklung an die demographische Perspektive
  • Anpassung der Infrastrukturen
  • Aufwertung der IKT-Infrastruktur
  • Erhaltung der Familienfreundlichkeit
  • Stärkung der Ortsbindung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen
  • Sicherung der Lebensqualität älterer Menschen
  • Unterbringung und Integration von Migranten und Flüchtlingen
  • Sicherung von Mobilität
  • Stärkung von bürgerschaftlichem Engagement und Selbsthilfe
  • Nutzung wirtschaftlicher Entwicklungspotenziale
  • Sicherung des Fachkräftepotenzials
  • Erhaltung der kommunalen Leistungs- und Handlungsfähigkeit
  • Ausbau von Partnerschaften und regionaler Kooperation

Die Liste ist nicht gerade kurz und könnte noch weiter geführt werden. Eine ausführliche Analyse auf Basis unterschiedlicher Daten, verschiedene Grafiken, eine Karte zur Verteilung der Kommunen dieses Typs sowie eine Priorisierung der Handlungsfelder und Hinweise zu möglichen Ansätzen und Strategien finden Sie im Wegweiser Kommune. Hier können Sie auch nachschauen, welchem Typ Ihre Kommune zugeordnet ist.

Die nächste Typberatung folgt in Kürze zum Thema: „Zentren der Wissensgesellschaft“.

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