Diesen Beitrag teilen
14. März 2022

Schrumpfende Städte neu beleben: Innovative Wege und Perspektiven für mehr Lebensqualität in schrumpfenden Städten

Städte und Metropolen wachsen, während der ländliche Raum mit Abwanderung, Überalterung und wirtschaftlicher Stagnation zu kämpfen hat. Das zumindest ist die landläufige Meinung. Doch ist das Bild wesentlich komplexer – nicht nur in Deutschland, sondern auch im internationalen Vergleich. Mögliche Lösungen zur Verbesserung der Lebensqualität in schrumpfenden Städten müssen daher ebenso vielfältig sein. Eine internationale Expertenrunde diskutiert dazu am 17. März Wege zu mehr Resilienz in Städten. Die Bertelsmann Stiftung unterstützt das Projekt als regionaler Partner.

Mineral de Pozos in Mexiko, Vitry-le-François in Frankreich oder Pirmasens in Deutschland. Diese drei Städte liegen in verschiedenen Ländern, aber sie haben alle dieselbe Herausforderung – sie schrumpfen. Gründe für die Schrumpfung kann es viele geben. In einigen Städten fehlt es an Arbeitsplätzen, um Einwohner:innen an einem Standort zu halten, was etwa auf einen strukturellen regionalen Wandel zurückgeführt werden kann. Oder aber Jüngere finden in ihrer direkten Umgebung keinen Ausbildungsplatz oder ziehen für das Studium in eine größere Stadt mit Hochschule. Auch Naturkatastrophen oder der demografische Wandel sorgen in einige Städten und Regionen teils seit Jahren für sinkende Einwohner:innenzahlen.

Ein besseres Verständnis darüber, warum Städte schrumpfen, zeigt auch neue Wege auf, wie der Schrumpfung als Chance für den regionalen Wandel begegnet und die Lebensqualität in betroffenen Städten verbessert werden kann. Welche Maßnahmen gegen die Schrumpfung in diesen Kommunen helfen und wie sich dort nachhaltige Perspektiven entwickeln lassen, das hat ein Forschungsprojekt bestehend aus 16 internationalen Institutionen unter der Koordination von Professorin Dr. Karina Pallagst von der TU Kaiserslautern untersucht. Seit 2018 arbeitet das Forschungsprojekt Reviving Shinking Cities Cities im Rahmen des European Union’s Horizon 2020 Research and Innovation Programm an der disziplinenübergreifenden Analyse innovativer Wege und Methoden zur Verbesserung der Lebensqualität in schrumpfenden Städten.

 

Innovative Lösungsansätze dank interdisziplinärer Zusammenarbeit

„Wir arbeiten sehr interdisziplinär, zum Beispiel aus der Raumplanung, der Geografie, der Architektur und aus den Wirtschaftswissenschaften heraus“, erklärt Professorin Pallagst. Die vergleichende Arbeit steht beim internationalen Projekt im Mittelpunkt. So liegt ein Fokus der beteiligten Teilprojekte denn auch darauf, wie die verschiedenen Städte mit den Herausforderungen der Schrumpfung umgehen und welche neuartigen Methoden sie nutzen, um die Schrumpfung als Chance zu verstehen. Eine Möglichkeit beispielsweise besteht in der stärkeren Einbindung der Bevölkerung in stadtplanerische Prozesse. „Das Stichwort ist hier das sogenannte Active Citizenship“, erläutert Pallagst, das im Rahmen eines Teilprojektes anhand von Städten in den Niederlanden untersucht wurde.

Aber auch der Einsatz grüner Wirtschaftskonzepte kann zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen, denn viele der Kommunen benötigen Ersatzindustrien für die Wirtschaftszweige, die über die vergangenen Jahre und Jahrzehnte weggebrochen sind. Ob im Energiesektor, dem Öko-Tourismus oder durch den Ausbau von Urban Farming, Beispiele aus Mexico, Frankreich und Portugal zeigen, wie diese neuen Industrien Bestandteile einer umfassenden ökonomischen und ökologischen Transformation sein können. Ein Teilprojekt beschäftigt sich deshalb auch mit der Frage der resilienten Gestaltung von Städten für den besseren Schutz vor Flutkatastrophen am Beispiel von Großbritannien und Deutschland.

Über die unterschiedlichen Fallstudien und Analysen konnten so innovative Konzepte zur nachhaltigen Entwicklung ausfindig gemacht und analysiert werden, aber auch eine neue Generation von Forscher:innen in diesem Thema ausgebildet werden. Insgesamt 13 Promovenden haben im Rahmen des Projekts ihre wissenschaftlichen Abschlussarbeiten verfasst. Entstanden ist aus dem Projekt zudem ein Onlinekurs, der verschiedene Perspektiven auf das Thema Schrumpfung vereint.

 

Podiumsdiskussion am 17. März im Live-Steam

Im Rahmen der Abschlusskonferenz an der TU Kaiserslautern wird am 17. März, von 14.30 bis 15.30 Uhr, eine Podiumsdiskussion zum Thema „Shrinking cities – emerging from crises on the way to resilience?“ ausgerichtet. Die Teilnahme an der Podiumsdiskussion ist kostenfrei per Video-Stream über diesen Link möglich. Die Diskutanten sind Martin Grisel vom European Urban Knowledge Network (EUKN), Chiara Lucchini des Urban Labs Torino, Horacio Terraza von der World Bank und Oliver Weigel vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen. Es moderiert Helen Mulligan von Cambridge Architectual Research Ltd. Die Diskussion findet auf Englisch statt.

 

Weitere Informationen

Gefördert wird der Projektverbund von der Europäischen Kommission im Rahmen der Horizon 2020 Wissenschaftsförderung als Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahme. Als regionaler Partner hat die Bertelsmann Stiftung zwei Promovierende im Rahmen ihres Secondments unterstützt und finanziert ebenfalls anteilig die Ausrichtung der Abschlusskonferenz.

 

Bildnachweis: Hendrik Kespohl / Unsplash – Unsplash License, https://unsplash.com/license).

Diesen Beitrag teilen
Kommentar verfassen