Ein Blick auf elf Jahre kommunale Entwicklung im Wegweiser Kommune

342 Indikatoren aus 8 Politikfeldern im Wegweiser Kommune

Im Wegweiser Kommune stehen Ist-Daten für die Jahre 2006 bis 2016 zur Verfügung. Ein großer Datenschatz, an dem sich die Trends- und Entwicklungen in den 3051 Städten und Gemeinden über 5000 Einwohner ablesen lassen und der auch deutlich die Auswirkungen der Ereignisse und politische Entscheidungen aus diesen elf Jahren widerspiegelt. Zeit für einen Rückblick auf elf Jahre kommunale Entwicklung und eine kleine Spurensuche.

In den Jahren 2006 bis 2016 ist viel geschehen, was Spuren in unseren Daten hinterließ. Zum Beispiel die internationale Banken- und Finanzkrise ab 2007, die sich in den öffentlichen Haushalten auswirkte. Im Jahr 2011 führte die Nuklearkatastrophe im japanischen Fukushima zu einem beschleunigten Atomausstieg in Deutschland und der Energiewende mit besonderer Förderung der Windenergie. Vor allem in den Jahren 2015 und 2016 führten dann die kriegerischen Auseinandersetzungen und Verwerfungen in der arabischen Welt zu einer stark erhöhten Zuwanderung von Flüchtlingen in die Bundesrepublik, die sich deutlich in den Bevölkerungs- und Wanderungsdaten im Wegweiser Kommune zeigt.

Trotz hoher Zuwanderung verlor über die Hälfte der Kommunen Einwohner

In diesen Daten zeigt sich aber auch deutlich der demographische Wandel, vor allem, wenn man sich die Bevölkerungsentwicklung im Zeitvergleich ansieht. Trotz der hohen Zuwanderung, vor allem jüngerer Menschen, in den letzten Jahren, ist die Bevölkerungsentwicklung im überwiegenden Teil der Städte und Gemeinden deutlich durch Alterung und Schrumpfung geprägt. In 83% der Kommunen mit über 5000 Einwohnern verstarben zwischen 2006 und 2016 mehr Einwohner, als dort geboren wurden. Die natürliche Bevölkerungsentwicklung verlief also negativ und rund 54% der Kommunen konnten den so entstehenden Bevölkerungsrückgang auch nicht durch Zuzug ausgleichen. Trotz der starken Zuwanderung aus dem Ausland verlor also die Hälfte der Kommunen in Deutschland, gegenüber dem Stand von 2006, an Einwohnern.

Die starke Zuwanderung ist aber natürlich auch nicht spurlos an den Einwohnerzahlen vorübergegangen: Im Jahr 2014 hatten sogar 69% der Kommunen gegenüber 2006 deutlich an Einwohnern verloren. Statistisch wurde der Bevölkerungsrückgang durch die gestiegene Zuwanderung also deutlich abgemildert.

Auf der anderen Seite konnten Metropolen, aber auch viele Klein- und Mittelstädte Einwohner hinzugewinnen

Und die 46%, der Kommunen, deren Einwohnerzahlen gestiegen sind? Dies sind erwartungsgemäß vor allem die Metropolregionen um München, Berlin oder Hamburg sowie viele Universitätsstädte und andere Großstädte – aber nicht nur. Auch viele Klein- und Mittelstädte haben Einwohner hinzugewonnen (und das betrifft eben nicht nur die Gemeinden im „Speckgürtel“ der Metropolregionen) während auch Großstädte wie Aachen, Mannheim oder Dortmund im gleichen Zeitraum deutlich an Einwohnern verloren haben. Diese Trends und Entwicklung der Binnenwanderungsbewegungen hat das ILS in Dortmund für uns untersucht. Diese Studie finden Sie hier und meine Kollegin Petra Klug schrieb darüber auch hier im Blog.

Mehr Einwohner über 80 und weniger Haushalte mit Kindern

Auch eine zunehmende Alterung der Bevölkerung ist bei einem Vergleich der Zahlen von 2006 und 2016 deutlich zu erkennen: In 2.466 Städten und Gemeinden (81% der im Wegweiser verfügbaren Kommunen) ging der Anteil der unter 18-Jährigen an der Bevölkerung zurück und in fast allen (96%) stieg im gleichen Zeitraum der Anteil der über 80-Jährigen an. Das Medianalter stieg in rund einem Drittel der Städte und Gemeinden um mehr als fünf Jahre an (Die Verwendung des Median als Mittelwert bietet sich hier an, da er nicht durch einzelne extreme Werte beeinflusst wir).

Entsprechend ging die Zahl der Haushalte mit Kindern in 94% der Kommunen zurück und in 76% der Kommunen stieg die Zahl der Einpersonenhaushalte an.

Apropos Haushalte, in nahezu allen Kommunen stieg die durchschnittliche Kaufkraft der Haushalte, nur in 1,7 % der Kommunen konnten sich die Einwohnerinnen und Einwohner im Jahr 2016 durchschnittlich weniger leisten als im Jahr 2006. Allerdings stiegen vielerorts die Mieten im gleichen Zeitraum beträchtlich an.

Dies ist natürlich nur eine kleine Auswahl von einigen Wegweiser-Indikatoren im Zeitvergleich. Schauen Sie doch selbst einmal nach, wie sich in Ihrer Kommune in den für Sie relevanten Themen- und Politikfeldern entwickelt hat.

 

 



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