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25. Januar 2022

Digitale Landpionier:innen – neue Chancen für den ländlichen Raum

In vielen deutschen Großstädten bleibt verfügbarer und bezahlbarer Wohnraum weiterhin ein Problem. Diese Entwicklung bietet viele Chancen für ländliche Kommunen. Mit den Möglichkeiten der Digitalisierung können sie eine attraktive Alternative zum Großstadtleben bieten und gleichzeitig den Herausforderungen des demografischen Wandels entgegenwirken. Einige engagierte Menschen erkennen dieses Potenzial und verwandeln mit ihren Erfahrungen und Ideen ländliche Räume zu lebenswerten Orten. Die „Initiative Digitale Landpionier:innen“ (bestehend aus den Projekten „Smart Country“ der Bertelsmann Stiftung, „KoDorf“ und „Dorf.Zukunft.Digital“ des VHS-Zweckverbands Diemel-Egge-Weser im Kreis Höxter) wurde 2020 ins Leben gerufen und begleitete einige solcher Projekte. Das daraus resultierende Policy Paper „Digitale Landpionier:innen – Politikempfehlungen für eine Progressive Provinz“ erarbeitet praxisnahe und erfahrungsbasierte Empfehlungen für die Politik, um gemeinsam die Zukunftsfähigkeit des ländlichen Raumes mit digitalen und sozialen Innovationen zu gestalten.

 

Die Chancen der Digitalisierung für ländliche Kommunen

Dass es in den letzten Jahren vermehrt Menschen in die Stadt gezogen hat, lag unter anderem an einer mangelhaften Daseinsvorsorge im ländlichen Raum. Die fortschreitende Digitalisierung in der Gesundheitsversorgung, Mobilität und Bildung hat zunehmend neue digitale Lösungen hervorgebracht. Diese ermöglichen mittlerweile eine verbesserte Daseinsvorsorge auch „auf dem Land“. Zudem hat sich die Arbeitswelt in den letzten Jahren gewandelt. In immer mehr Berufen ist es möglich ortsunabhängig von zu Hause oder online zu arbeiten. Diese Entwicklungen bieten viele Möglichkeiten, die Lebensqualität, und somit die Attraktivität, ländlicher Kommunen zu erhöhen. Gelingt dies, werden mehr Menschen motiviert in ihrer Kommune zu bleiben und Stadtbewohner zum Umzug „auf’s Land“ bewegt. Um dieses Potenzial aktiv zu nutzen, bedarf es jedoch großem Einsatz in den Kommunen selbst, sowie Offenheit für Neues und Mut zur Veränderung.

 

Landpionier:innen mit viel Mut und Kreativität

In kleineren Kommunen können bereits einzelne Personen Vieles zum Positiven bewegen. Die „Initiative digitale Landpionier:innen“ zeigt, wie engagierte Menschen und Institutionen mit ihren kreativen Ideen den ländlichen Raum voranbringen. Von Anfang an mit dabei waren Vertreter:innen der Zivilgesellschaft und Wirtschaftsförderung, Bürgermeister:innen und Wissenschaftler:innen. Einige der Akteur:innen der Initiative haben bereits jahrelange Erfahrung in Kommunen gesammelt und wissen wie dort eine Aufbruchsstimmung erzeugt werden kann. Dabei gibt es Projekte unterschiedlichster Art. Einerseits bringen Neuzugezogene durch Projekte wie Co-Working Spaces und KoDörfern urbanes Leben in den ländlichen Raum oder bereichern mit neuen Kulturformaten das Dorfleben. Andererseits gibt es traditionelle Dorfgemeinschaften, welche die Chancen der Digitalisierung erkennen und nutzen wollen und so Brücken zwischen Tradition und Moderne schlagen.

 

Der Hof Prädikow als Positivbeispiel

Ein Beispiel ist der Hof Prädikow außerhalb von Berlin. Durch den gemeinsamen Einsatz vieler engagierter Menschen wurde dort ein verlassener Hof wiederbelebt und zum neuen Lebensmittelpunkt des 250-Einwohner-Dorfes. Die unterschiedlichen Vorstellungen für das Gemeinschaftsprojekt wurden im Voraus durch digitale Workshops gemeinsam erarbeitet. Nach jahrelanger Vorbereitung und Planung entstehen auf dem Gelände nun unter anderem zahlreiche Wohnungsmöglichkeiten für Jung und Alt, ein Coworking-Space, ein Veranstaltungs- und ein Gemeinschaftsraum, und ein neues Café. Auch zukünftig wird sich das Projekt weiterentwickeln, denn in der „Dorfakademie“ erarbeiten die neuen und alten Dorfbewohner:innen regelmäßig neue Ideen zur Zukunft ihres Dorfes.

Mehr Familienwanderung in ländlich geprägte Kreise

Vergleichbare Projekte dürften in Zukunft zunehmen. Familien tendieren zunehmend dazu in ländlich geprägte Räume zu ziehen. Dies zeigen Familienwanderungsdaten des Wegweiser Kommune aus den letzten Jahren. 2019 verzeichneten ländlich geprägte Kreise und kreisfreie Städte 11,5 mehr Zu- als Fortzüge von Familien je 1.000 Einwohner:innen. In städtisch geprägte Kreise und kreisfreie Städte dagegen zogen nur 8,9 Familien je 1.000 Einwohner:innen mehr hinzu als fort.  Die Hintergründe für diese Wanderungsbewegungen werden derzeit von der Bertelsmann Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung in Dortmund untersucht. Das Ergebnis erscheint im ersten Halbjahr dieses Jahres.

Wie sehen die Wanderungsbewegungen für Ihre Kommune aus? Schauen Sie nach im www.wegweiser-kommune.de

 

Bildnachweis: © hedgehog94 – stock.adobe.com

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