Foto: © Valeska Achenbach
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19. Dezember 2018

5 Fragen zum „Pflegenotstand“

Gestern berichtete das Statistische Bundesamt über neue Pflegedaten und – wen wundert es? – wir verzeichneten 2017 eine starke Zunahme von 19 Prozent mehr Pflegebedürftigen gegenüber 2015. Auch wenn die Zunahme u. a. auf den weiter gefassten Pflegebedürftigkeitsbegriff zurückzuführen ist und Pflege inzwischen stärker in den politischen Fokus geraten ist, sind die Zahlen alarmierend. Denn immer häufiger ist vom Pflegenotstand die Rede oder es werden Horrorszenarien skizziert oder es wird über Gewalt in der Pflege berichtet.

Positiv ist allerdings die überdurchschnittliche Zunahme (+25 Prozent) der häuslichen Pflege, die ja allgemein dem Wunsch der Menschen entspricht.

Trotzdem gibt es Fragen, die auf Antworten warten, wenn wir den Pflegenotstand verhindern wollen:

  1. Woher sollen die Fachkräfte kommen, wenn in vielen Bereichen (Kitas, Schulen, Krankenhäuser, Handwerker etc.) bereits ein eklatanter Fachkräftemangel besteht?
  2. Wer kann oder will überhaupt noch in der Pflege arbeiten, wenn andere Berufe deutlich attraktiver erscheinen?
  3. Wer kann oder will privat pflegen, wenn man aus beruflichen Gründen weit entfernt von den Eltern wohnt, wenn die eigene Gesundheit eine weitere Belastung durch Pflege eigentlich unmöglich macht oder andere Gründe vorliegen? Über die sich verschlechternde Gesundheit der „Mittelalten“ wurde hier ja bereits berichtet.
  4. Wo erhalten Hilfebedürftige Unterstützung, wenn sie keine Kinder haben?
  5. Wie können wir niedrigschwellige nachbarschaftliche Unterstützung stärken?

Immer mehr gerät auch die Frage nach den Chancen der Digitalisierung in der kommunalen Pflege-, Gesundheits- oder Seniorenpolitik in den Fokus.

In unserem Projekt „Smart County“ wollen wir Kommunen unterstützen, die digitale Transformation als Chance zu begreifen, denn Digitalisierung gilt bei vielen Akteuren immer noch als schwieriges Thema. Zum Beispiel zeigte eine Befragung von mehr als 400 Bürgermeistern in Niedersachsen, dass nur 13 Prozent von ihnen den Einsatz telemedizinischer Projekte befürwortete. Möglicherweise gelten diese niedrigen Werte auch für den Bereich der Pflege.

Eines unserer Themen ist dabei die Sicherung der Teilhabe von Senioren durch Digitalisierung. Digitalisierung auch in der Pflege sollte als Chance gesehen werden, um Pflegende zu entlasten und den Beruf der Pflege zu modernisieren und damit attraktiver zu machen. Hierzu ist es wichtig, digitale Lösungen in der Pflege zu erproben, zu evaluieren und schließlich in die Fläche zu bringen.

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