© Veit Mette
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22. Mai 2018

Zeit zu geh’n für den „Coffee to go“!

Es ist für uns zur Normalität geworden, unterwegs schnell einen Kaffee zu kaufen und ihn im Gehen zu trinken. Den Riemen der Laptop-Tasche lässig über die Schulter geworfen, die Latte to go in der linken, das Smartphone in der rechten Hand. Nicht mehr weg zu denken, dieses Erscheinungsbild, aus dem morgendlichen Pendlerverkehr. Selbst vor dem einen Schluck Espresso to go machen wir neuerdings nicht mehr halt.

Dabei müsste sich doch eigentlich mittlerweile herumgesprochen haben, dass wir damit vermeidbaren Müll produzieren. Unmengen von Müll. 320.000 Einwegbecher werfen wir Deutschen stündlich weg, hat die Deutsche Umwelthilfe errechnet. Das sind 2,6 Millionen täglich, 2,8 Milliarden Becher pro Jahr.

Nicht von Pappe

Sie stehen auf Stromkästen, liegen in Parks und auf der Straße – aber eigentlich geht das Übel schon damit los, dass Pappbecher nicht das sind, wonach sie klingen: Denn tatsächlich besteht der überwiegende Teil der trendigen To-go-Trinkgefäße aus einem verklebten Pappe- und Kunststoffanteil. Und das macht Recycling schlichtweg unmöglich. Dadurch hinterlassen die Becher 31.000 Tonnen Abfall pro Jahr in Deutschland – und die Deckel noch einmal 9.000 Tonnen, weil sie so gut wie nie ihren Platz im Gelben Sack finden.

Pfand-Becher als Alternative

Die gute Nachricht lautet: Dieser Müll lässt sich vermeiden! Wir können zum Beispiel – was schwer werden dürfte – nie wieder einen Pappbecher in die Hand nehmen. Oder wir sagen: „Schluss mit Einweg!“ – her mit dem Pfandsystem. Und dafür gibt es immer mehr Beispiele in deutschen Städten.

„Hannocino“

So heißt der rote Mehrwegbecher in Hannover, den man gegen zwei Euro Pfand in 150 Cafés und Geschäften bekommt. Er besteht überwiegend aus Bestandteilen, die biologisch abbaubar sind. Eingeführt im vergangenen August sind mittlerweile 50.000 dieser Mehrwegbecher im Umlauf. Sie können schätzungsweise mindestens 5,2 Millionen Pappbecher im Jahr einsparen helfen.

„FreiburgCup“

Schon etwas mehr Erfahrung haben die Kaffeetrinker in Freiburg, Seit eineinhalb Jahren können Kunden in 112 Betrieben gegen einen Euro Pfand den weiß-grünen „FreiburgCup“ aus recyclingfähigem Kunststoff bekommen. Ein Wermutstropfen: Ähnlich wie in Hannover beteiligen sich die großen Kaffee- und Imbissketten nicht an dem System.

Oldenburg

Auch in Oldenburg sind zunehmend mehr Menschen mit einem Pfandbecher unterwegs. Das Mehrweg-System wurde im vergangenen Jahr eingeführt. Immerhin 50 Geschäfte geben die 8.500 Becher mit der Stadt-Silhouette gegen einen Euro Pfand aus. Das kann noch mehr werden. Denn noch ist das System nicht bei allen Kunden angekommen.

Nicht perfekt – aber ein erster Schritt

Ob Hannover, Freiburg oder Oldenburg – in (noch) keiner Stadt funktioniert das Mehrwegbecher-System perfekt. Die Deutsche Umwelthilfe sieht dies trotzdem als Erfolg. Denn auch hier gilt: die Erfahrungen werden auf lokaler Ebene gemacht.

Das Ziel ist klar: Ein bundesweites Pfandsystem muss her. Und bis wir soweit sind, können wir ja – auch an dieser Stelle – bei uns selbst anfangen. Wir verzichten einmal pro Woche auf unseren Coffee to go. Das sind schon mal 52 Becher weniger pro Jahr. Pro Person.

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