Zahlreiche zusammengeschaltete Platinen die zusammen aussehen wie mit Kabeln vernetzte hohe Häuser
Foto: Sebastiaan ter Burg, flickr.com, CC BY 2.0
Diesen Beitrag teilen
26. Juni 2017

Wie machen wir Open Data bekannter?

Das Team von „Smart Country“ hat inhaltlich den diesjährigen Reinhard Mohn Preis vorbereitet. Kurz vor der Verleihung des Reinhard Mohn Preises 2017 an den früheren Staatspräsidenten Estlands, Toomas Hendrik Ilves, für seine Verdienste um die Digitalisierung in der baltischen Republik, fasst das Team seine Eindrücke aus den vergangenen 1 ½ Jahren zusammen. Was waren persönliche Highlights? Welche Themen bleiben in Erinnerung? Und wie könnte es weitergehen?

Die neuzeitlichen Wortkombinationen aus „Smart“ (Smart City, Smart Country, Smart Government) oder „4.0“ (Industrie 4.0, Arbeit 4.0; beliebig erweiterbar) haben etwas gemeinsam. Eine Grundlage, ohne die „Smart“ und „4.0“ nicht funktionieren: Daten. Nach einem Jahr als Teil des „Smart Country“-Teams haben sie in meiner Erinnerung einen festen Platz erobert. Open Data. Big Data. Echtzeitdaten. Neue digitale Daten.

„Öffentliche Daten nützen, private Daten schützen“ heißt es in der Hackerethik. Und diesen Leitsatz macht sich eine kleine Community zu eigen, die die Freigabe öffentlicher Daten fordert: auf Bundes-, Landes- oder kommunaler Ebene. Aus diesen Daten entwickeln sie nützliche Anwendungen und Visualisierungen.

Die Bedeutung von Open Data nimmt zu

Auf dem Hackday Moers, den wir mit „Smart Country“ unterstützt haben, konnte ich das Engagement der Open-Data-Community hautnah miterleben. Es ist nicht selbstverständlich, dass junge Leute neben Schule oder Studium und ältere Menschen, die im Erwerbsleben stehen, sich in ihrer Freizeit in einer kleinen Stadt am Niederrhein versammeln, um ein ganzes Wochenende unentgeltlich zu hacken und aus offenen Daten einen Mehrwert für die Stadt und ihre Bürgerinnen und Bürger zu schaffen (zugegeben: es gab immerhin kostenlose Pizza, Schokoriegel und Kaffee). Die wachsende Zahl der OK Labs der Initiative „Code for Germany“ (Open Knowledge Foundation), in denen Open-Data-Interessierte zusammenkommen, um nützliche Anwendungen und Visualisierungen für die Stadt und ihre Bewohner zu entwickeln, zeigt die wachsende Bedeutung und Popularität von Open Data. Außerdem gibt es immer mehr Kommunalverwaltungen, die Open-Data-Portale einrichten, auch wenn die Zahl der Datensätze meist noch recht überschaubar ist.

Hoch hinaus mit Open Data

Gerade weil offene Daten ein großes Potenzial für die Entwicklung von Kommunen, für Transparenz und mehr Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern bieten, lohnt ein Gedanke darüber, wie die vielerorts geschaffenen Anwendungen und Visualisierungen in der Breite der Bevölkerung ankommen können. Ich erinnere mich an einen Open-Data-Abend in der Stadtbibliothek Köln. Einer der Vortragenden stellte seine Karte vor, die anzeigt, ob ich innerhalb Kölns die nächste U-Bahn oder den nächsten Bus der Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) noch erreiche. Es werden Abfahrtszeit des Beförderungsmittels und der noch zurückzulegende Fußweg bis zur nächsten Haltestelle berücksichtigt. Eine praktische Anwendung, die für jeden KVB-Kunden nützlich sein kann. Der Haken ist: es handelt sich um eine Karte, die ich aktiv mit dem Browser ansteuern muss. Das setzt natürlich auch die Kenntnis der dazugehörigen URL voraus. Was banal klingt, ist eine Herausforderung für viele Anwendungen, die auf offenen Daten basieren: Sie sind zu unbekannt. Die in der Kölner Stadtbibliothek präsentierte Anwendung könnte enorm an Reichweite gewinnen, wenn sie in die Apps und Online-Fahrpläne der KVB integriert wird. Dies ist groß gedacht, aber warum nicht? Die KVB würde einen Mehrwert für die Kunden schaffen und der Entwickler hätte Reichweite für seine Idee und Umsetzung bekommen (vielleicht ja auch mit einer angemessenen Vergütung?).

Kommunen sollten Open-Data-Communities fördern

Viele Open-Data-Anwendungen verdienen ein breiteres Publikum. Aber wie kann das gelingen? Die Kommunen sollten nicht „nur“ Open-Data-Portale einrichten sondern parallel dazu auch Wege finden, die Open-Data-Community in ihrer Stadt zu fördern, z.B. durch das Bereitstellen von Räumlichkeiten, einen direkten Draht zur Stadtverwaltung oder durch gemeinsames Erarbeiten von Ideen für neue Anwendungen. Außerdem könnte schrittweise ein Übergang erfolgen zu einer nachfrageorientierten Entwicklung von Open-Data-Anwendungen und Visualisierungen. Was benötigen die Bürgerinnen und Bürger wirklich? Auf diesem Weg könnten zivilgesellschaftliche Organisationen unterstützen, die vor Ort mit den Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger konfrontiert sind. Sie könnten einen wertvollen Beitrag dazu leisten, Ideen für Open-Data-Anwendungen zu entwickeln und diese im Anschluss auch bekannt zu machen.

Dies alles sind Fragen und Entwicklungen, die künftig interessant sind und die wir mit „Smart Country“ sicherlich weiter verfolgen werden. Nach dem Reinhard Mohn Preis 2017. Auf Meinungen dazu freue ich mich aber auch schon vorher.

Foto: Sebastiaan ter Burg/flickr.com, CC BY 2.0
Diesen Beitrag teilen
Kommentar verfassen